Kies wird knapp: Bauwirtschaft in Sorge

Schon seit längerem ist immer wieder zu lesen, dass die Bauwirtschaft zunehmend vor Kies- und Sandmangel warnt. Eine Untersuchung und die amtliche Statistik zeigen jetzt das Ausmaß: Kies ist sogar zu einem noch knapperen Gut geworden als Sand, die Preise steigen. Weil Kies ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Beton ist, droht der bisherige Bauboom ins Stocken zu geraten.

Schon seit längerem ist immer wieder zu lesen, dass die Bauwirtschaft zunehmend vor Kies- und Sandmangel warnt. Eine Untersuchung und die amtliche Statistik zeigen jetzt das Ausmaß: Kies ist sogar zu einem noch knapperen Gut geworden als Sand, die Preise steigen. Weil Kies ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Beton ist, droht der bisherige Bauboom ins Stocken zu geraten.

Düsseldorf. Die Probleme bei der Kiesversorgung der deutschen Bauwirtschaft nehmen zu. Das hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in einer jetzt veröffentlichten Untersuchung festgestellt. Ganz neu ist die Entwicklung nicht –im Ruhrgebiet hatte es in den letzten Jahren schon Versorgungsengpässe gegeben. Inzwischen sind laut der Studie neben Hamburg auch der Raum Karlsruhe/Mannheim, der Großraum Berlin, Teile von Bayern und Niedersachsen betroffen.

Auch in Nordrhein-Westfalen zeigen sich Probleme. Wie das statistische Landesamt IT.NRW gestern (27. April 2020) mitteilte, ist die Produktion von Sand in NRW im Jahr 2019 um 1,0 Prozent zurückgegangen. Der Gegenwert des geförderten Sandes stieg zugleich um satte 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Förderung von Kies ging sogar um 1,8 Prozent zurück, während der Gegenwert um 2,1 Prozent wuchs. Der Zusammenhang ist offensichtlich: Es wird viel gebaut, die Nachfrage nach Sand und Kies ist daher hoch – die Förderung kann jedoch nicht mithalten.

Zahl der Kiesgruben drastisch gesunken

Dabei ist Deutschland eigentlich reich an Kies und Sand. Allerdings kann ein Großteil der Vorkommen nicht abgebaut werden – mal stehen Gebäude darüber, mal befinden sich die Lagerstätten unter Natur-, Wasser- oder Landschaftsschutzgebieten. Vorkommen unter Ackerflächen könnten theoretisch zwar erschlossen werden, konkurrieren jedoch mit der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen. Laut BGR ist zumindest gegenwärtig der Ackerbau für die Landwirte finanziell attraktiver als die Überlassung der Flächen an Rohstoffförderer.

„Nach aktuellen Berechnungen sind zum Beispiel in Sachsen ca. 50 %, in Baden-Württemberg sogar rund 70 % der Landesfläche durch diese vorrangigen Nutzungen bereits verplant und stehen für eine potenzielle Rohstoffgewinnung nicht zur Verfügung“, wie die BGR in einer Pressemitteilung schreibt. Mehr noch: Seit Jahren würden genehmigungsfähige Flächen für die Rohstoffgewinnung nicht in genügender Zahl und zudem nur sehr schleppend bereitgestellt.

„In mehreren Regionen Deutschlands läuft in den nächsten Jahren die Produktion in bedeutenden Kiessand-Lagerstätten aus“, warnt die BGR und zeigt sich pessimistisch: „Ersatzflächen werden jedoch von den zuständigen Regionalplanungsbehörden nicht in notwendigem Maße ausgewiesen, stattdessen anders überplant sowie laufende Genehmigungsverfahren vor allem auf kommunaler Ebene abgelehnt.“ Seit dem Jahr 1995 sei die Zahl der Kiesgruben in Deutschland um 39 Prozent gesunken.

Probleme bleiben – Kiesmangel wird sich verschärfen

Erschwerend kommt hinzu: Kies und Sand werden in der Bauindustrie als Grundstoffe für Beton benötigt. Dieser enthält sogenannte Gesteinszuschläge. Sie bestehen zu zwei Dritteln aus Kies und Splitt, zu einem Drittel aus Sand. Für Beton wird also mehr Kies als Sand benötigt, er ist daher besonders gefragt. Geologisch bedingt kommt Kies aber deutlich seltener im Boden vor als Sand. Das führt zu einer besonders angespannten Versorgungslage beim Kies.

Wie die BGR festgestellt hat, nehmen Baufirmen größere Aufträge teilweise nicht mehr an oder bedienten zuerst Stammkunden, weil die Kiesknappheit es nicht zulässt, alles zugleich zu bauen. „Die Situation wird sich deutschlandweit weiter verschärfen, da die Ursachen fortbestehen“, lässt sich der Hauptautor der Studie, Dr. Harald Elsner, in der Pressemitteilung zitieren. Bauen wird in den nächsten Jahren also wohl immer länger dauern und mehr kosten.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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