Starkregen: Wie gefährdet ist mein Haus?

In keiner der 50 einwohnerstärksten Städte Deutschlands sind mehr Gebäude durch Starkregen bedroht als in Wuppertal. Jedes siebte Haus in der bergischen Großstadt ist als hochgradig gefährdet einzustufen. Das zeigen neue Forschungsergebnisse zum Starkregen. Auch andere Städte in NRW haben Lagen mit hohem Gefahrenpotential. Wir informieren, was Eigentümer zum Thema wissen sollten.

In keiner der 50 einwohnerstärksten Städte Deutschlands sind mehr Gebäude durch Starkregen bedroht als in Wuppertal. Jedes siebte Haus in der bergischen Großstadt ist als hochgradig gefährdet einzustufen. Das zeigen neue Forschungsergebnisse zum Starkregen. Auch andere Städte in NRW haben Lagen mit hohem Gefahrenpotential. Wir informieren, was Eigentümer zum Thema wissen sollten.

Berlin. Forscher haben ein Modell entwickelt, nach dem sich für alle Gebäude in Deutschland berechnen lässt, wie groß die Gefahr durch Starkregen ist. Dem liegt eine zentrale Erkenntnis zugrunde: Neben der Stärke des Regens hat die Lage des Gebäudes einen entscheidenden Einfluss darauf, wie hoch die Schäden nach einem Starkregen ausfallen. Je tiefer ein Gebäude liegt und je länger das Wasser entsprechend darin stehen kann, desto höher fallen die Schäden aus.

Das ist eines der Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt Starkregen, die jetzt vorgestellt worden sind. An dem Projekt haben der Deutsche Wetterdienst, der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und das Ingenieurbüro IAWG mitgewirkt. Die Forscher haben drei Starkregengefährdungsklassen (SKG) erarbeitet, in die sich Gebäude einsortieren lassen. Dabei steht die Starkregengefährdungsklasse 1 für eine geringe Gefährdung.

In welchen Wohnlagen besteht das größte Risiko durch Starkregen?

In diese Klasse fallen all jene Gebäude, die oben an einem Hang oder auf einer Kuppe liegen. Hier wird das Wasser bei einem Starkregenereignis schnell wieder ablaufen. Liegt ein Gebäude dagegen im unteren oder mittleren Bereich eines Hangs, fällt es in die Starkregengefährdungsklasse 2. Hier wird von einer mittleren Gefährdung ausgegangen. Außerdem darf kein Bach in der Nähe der Immobilie vorbeifließen.

Sonst fällt das Gebäude in die Starkregengefährdungsklasse 3 – gemeinsam mit all jenen Häusern, die in einer Tallage stehen. Hier wird von einer hohen Gefährdung ausgegangen. Umgekehrt bedeutet eine geringe Gefährdung allerdings nicht, dass ein Haus in dieser Lage kein Risiko trägt, durch Starkregen schwer beschädigt zu werden. Auch fern von Gewässern und Talkesseln kann ein Starkregen zu einer Überschwemmung führen.

Wetterdaten analysiert und Gefährdung berechnet

Neben dieser groben Einteilung flossen in die Arbeit des Forschungsprojekts auch Daten zu den Regenmengen in Deutschland ein. Mit Hilfe eines Geländemodells wurde festgestellt, auf welche Landschaftsformen das Wasser fällt, wie es dort typischerweise abfließt und welche Schäden der Starkregen anrichtet. Daraus lässt sich dann insgesamt ableiten, wie groß die Gefährdung eines Gebäudes durch Starkregen ist.

Die Gefährdungsklassen ermöglichen es den Versicherungen, das Risiko für die Gebäude genauer zu kalkulieren und die Policen entsprechend zu berechnen. Außerdem können die Eigentümer so besser beraten werden, welche Schutzmaßnahmen sinnvoll sind. Die Forscher haben auch untersucht, wo in Deutschland das Risiko für hohe Sachschäden durch Starkregen besonders groß ist und wo nicht.

Gefahr durch Starkregen: NRW im Mittelfeld

Insgesamt fallen 12 Prozent der Gebäude in Deutschland in die höchste Starkregengefährdungsklasse 3. In der mittleren Kategorie finden sich 66 Prozent der Häuser wieder, 23 Prozent der Immobilien haben ein eher geringes Risiko (SKG 1). Dabei gibt es große regionale Unterschiede. Logischerweise ist der Anteil der weniger stark gefährdeten Gebäude in der norddeutschen Tiefebene am größten.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es die meisten Gebäude in der SKG 1, gefolgt von Schleswig-Holstein und Brandenburg. In Thüringen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg befinden sich dagegen die höchsten Anteil von Gebäuden in der SKG 3, sind also besonders stark gefährdet. In Thüringen gilt das für praktische jede vierte Immobilie. Nordrhein-Westfalen liegt im Vergleich der Bundesländer im unteren Mittelfeld.

Wuppertal: Jedes dritte Haus hochgradig gefährdet

Trotzdem beherbergt das Bundesland den Ort, der in Punkto Starkregen bundesweit am gefährlichsten ist: Die Stadt Wuppertal. Jedes dritte Gebäude – 33,2 Prozent – liegt dort in der höchsten Gefährdungsklasse. In die mittlere Kategorie fallen 53,2 Prozent der Wuppertaler Adressen, nur 13,9 Prozent haben ein eher geringes Risiko. Damit führt Wuppertal das Ranking der am meisten durch Starkregen gefährdeten deutschen Großstädte an.

In dem Ranking wurden die 50 größten Städte der Bundesrepublik berücksichtigt. Auf den Plätzen 2 und 3 liegen Freiburg im Breisgau und Chemnitz. Mit Hagen (Platz 4) und Aachen (Platz 8) fallen zwei weitere NRW-Städte unter die Top-10. Bielefeld liegt auf Rang 14, Bonn auf 19, Köln auf 20, Mönchengladbach auf 21. Da es in NRW sehr viele Großstädte gibt, tauchen auch viele andere Städte aus dem Land in der Liste auf. Sie kann zur Gänze hier abgerufen werden.

Dort findet sich auch zu jeder Stadt eine Karte, in der die Gefährdung der einzelnen Wohnlagen vor Ort ersichtlich ist (PDF-Dateien in der linken Tabellenspalte). Die genaue Gefährdung für das eigene Haus kann man bei seinem Versicherer erfragen. Vor Schäden schützt eine Elementarschadenversicherung. Nach Angaben des GDV sind bislang die Hälfte der Gebäude in Deutschland nicht gegen Naturgefahren wie Hochwasser oder Starkregen versichert.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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