Die politischen Wirren um die Wärmewende fordern ihren Tribut: Die Nachfrage nach Wärmepumpen und Wärmedämmverbundsystemen ist eingebrochen, wie aktuelle Zahlen aufzeigen. Das Hin- und Her beim umstrittenen neuen Heizungsgesetz und die Unklarheit über die zukünftige Förderung haben die Hauseigentümer im Land offenbar so schwer verunsichert, wie befürchtet.
Düsseldorf. Im ersten Halbjahr 2023 hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) 48.804 Anträge auf Förderung einer Wärmepumpe erhalten. Das sind ziemlich genau 50 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum – damals waren noch 97.766 Anträge eingegangen. Darüber haben die Zeitungen der Funke Mediengruppe dieser Tage berichtet. Zugleich ging auf die Nachfrage nach Wärmedämmverbundsystemen deutlich zurück.
Die Zeitungen zitieren Zahlen der B+L Marktdaten, wonach Gebäudeflächen von insgesamt 14,88 Millionen Quadratmeter im ersten Halbjahr 2023 mit einem Wärmedämmverbundsystem ausgestattet wurden. Das bedeutet einen Rückgang um 14,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Beide Entwicklungen zeigen, dass Eigentümer sich mit Investitionen in die energetische Modernisierung ihrer Objekte aktuell in starker Zurückhaltung üben.
Hauseigentümer verunsichert
Frank Ebisch, Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVHSK), sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe zu den Gründen der Entwicklung: „Die BAFA-Zahlen sind ein Zeugnis der enormen Verunsicherung, die das geplante Heizungsgesetz ausgelöst hat. Unsere Betriebe wissen nicht, wie sie rechtssicher beraten können, wie es mit der Förderkulisse weitergeht.“ Es könne nicht überraschen, dass Verbraucher und Firmen in der derzeitigen Lage lieber abwarteten.
„Die politische Diskussion ist auf die Heizungstechnik verengt“, gab Hans-Joachim Riechers gegenüber den Zeitungen zu bedenken. Der Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) folgert: „Das Thema Wärmedämmung ist für viele Immobilienbesitzer aus dem Fokus gerückt – das spiegelt sich am Markt wider.“ Auch die gesunkene Nachfrage nach Wärmepumpen dürfte sich ausgewirkt haben, schließlich erfordert der Einsatz dieser Geräte zunächst eine ausreichende Wärmedämmung des Gebäudes.
Politisches Hick-Hack lässt Investitionen stocken
Die Zahlen legen also nahe, dass das kontroverse politische Hick-Hack um das Heizungsgesetz den Fortschritt der Wärmewende im deutschen Gebäudebestand für dieses Jahr erstmal ausgebremst hat. „Das hatten wir genauso erwartet“, kommentiert Erik Uwe Amaya die Neuigkeiten. Der Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland Westfalen stellt fest: „Wärmepumpen und Dämmungen sind teure Investitionen. Die tätigen Eigentümer nicht, wenn Unklarheit über zukünftige gesetzliche Anforderungen und Fördermittel besteht.“
Wie berichtet soll das umstrittene Heizungsgesetz nach der Sommerpause vom Bundestag verabschiedet werden. Auch die passende Förderkulisse und die gesetzliche Verpflichtung der Kommunen zur Erstellung von kommunalen Wärmeplanungen wird der Gesetzgeber erst im Herbst in Angriff nehmen. Die Unsicherheiten bleiben also vorerst weiter bestehen, so dass mit einer Erholung der Nachfrage nach Wärmepumpen und -dämmungen kurzfristig nicht zu rechnen sein dürfte.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.